Mittwoch, 14. März 2018

"Wer eine Jogginghose trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren." K. Lagerfeld

Soweit weit Karl mit seiner Aussage würde ich ja nicht gehen.

Bis vor kurzem waren für mich Leggings das No-Go-Beinkleid schlechthin.

Viele Frauen, die bezaubendste Tochter eingeschlossen, mögen das ungern hören, aber: Leggings sind keine Hosen. Leggings sind fußamputierte Schenkel-Saitlinge, die sich zuverlässig noch um die kleinsten Bindegewebsnoppen schmiegen und den Arsch aussehen lassen wie ein Lada-Dach nach einem Hagelschaden. Außerdem werden  sie in der Regel bei jedem Waschgang durchscheinender.

Heute aber hat eine neue Modesünde die Leggings vom Thron gestoßen: Jogginghosen.


Eins muss sich die Jugend von heute mal hinter die gepiercten Löffel schreiben: Jogginghosen sind, wie der Name schon sagt, zum Joggen da. Die einzige andere Aktivität, zu der sie taugen, zeichnet sich dadurch aus, eigentlich keine Aktivität zu sein: Im abgedunkelten Wohnzimmer auf der Couch herumzugammeln.

Selbst den Gang nach draußen zur Mülltonne in Jogginghosen sollten man sich gut überlegen, läuft man doch Gefahr, von einem übermotivierten Müllmann für Grobmüll gehalten, gepackt und in den Müllzerkleinerer gestopft zu werden.

"to jog" bedeutet im Englischen auch "trotten" oder "etwas schütteln". Träger einer Jogginghose sind also mutmaßlich Trottel oder schütteln sich gern einen. Beides fällt, zuhause praktiziert, nur der Mutti auf, in der Öffentlichkeit verbietet sich das, aus Gründen.

Mir fällt dabei ein ehemaliger Klassenkamerad namens "Timo" ein, der seine gesamte Schulzeit hindurch fast ausschließlich sogenannte Trainingshosen trug. Unser damaliger Schulhof-Rowdy, der sich die Abwesenheit eines erwähnenswerten Intellekts damit versüßte, sich vermeintlich lustige Spitznamen für seine Opfer auszudenken, hatte Timo deswegen "Trainingshosen-Erna" getauft.
Woher die feminine Konnotation kam, ist nicht überliefert  und insofern verwunderlich, da die Trainigshosen bei Timo nicht nur dessen O-Beine eindrucksvoll in Szene setzten. So konnte das halbelastische Gewebe seines Beinkleids auch das ein oder andere  Mal eine mittelprächtige Erektion nur ungenügend kaschieren. Die meiste Zeit bekam Timo, auch er eher ein geistiges Leichtgewicht, davon nicht einmal etwas mit.
Vielleicht taten wir ihm damals auch unrecht, und er bekam seine bi-konvex geformten Gehwarzen tatsächlich in kein anderes Beinkleid hineingezwängt, wiesen die durchschnittlichen DDR-Jeans der Marken "Rotfuchs" oder "Boxer" doch eher eine abflußrohrartige Flexibilität aus. Zerbrach eines dieser modischen Verbrechen, bekam man die Scherben kaum noch zusammengeleimt, und das Geschrei war groß.
Was aus Timo geworden ist, weiß ich nicht. Gerüchtehalber hat er nach seiner Lehre eine vielversprechende Karriere als arbeitsuchender Karussellbremser gestartet und sich im Nachbarort einmal quer durch ein Mehrgenerationenhaus geschwängert. Aber das kann auch Dorftratsch sein, als späte Reminiszenz an seinen früh zur Schau gestellten, juvenilen Geschlechtsapparat.

Aber ich schweife ab. Was wollte ich eigentlich sagen? Ach ja: Jogginghosen gehören nicht in den öffentlichen Raum. Warum Generationen südländischer Männer ständig damit herumrennen, darüber kann man nur mutmaßen. Vermutlich glaubt man in Südeuropa immer noch das Gerücht aus der Beatnik-Ära, dass zu enge Hosen die Zeugungsfähigkeit dahinschmelzen lassen wie einen Schneemann im Sommerwind. Auch in meinen Teenagertagen ging dieses Gerücht noch herum, zusammen mit dem unerschütterlichen Glauben an die gesunde Wirkung von Unmengen Spinat und dass nach 3000 Mal ejakulieren Schluss ist.  Aus eigener Erfahrung kann ich heute sagen: Alles gelogen.

Nun sehen die ausgebeulten Baumwolllappen schon an Männerbeinen ziemlich Kacke aus.
Frauen aber werfen die Evolution glatt um 5000 Jahre zurück, wenn sie am Arbeitsplatz, in der Schule oder beim Wiener Opernball mit Jogginghosen auftauchen. Schlimm wird es auch, wenn das mehr oder weniger elastische Beinkleid zwei lediglich getreidehalmdicke Laufpeitschen umflattert, die allenfalls paarungsbereite Storchenmännchen in Wallung bringen würden.

Dabei können sich Frauen nicht mal darauf herausreden, sie trügen die Hosen, weil da irgendwas "frei schwingen" müßte. Sollte frau tatsächlich irgendwelche frei schwingenden Teile ihr Eigen nennen, die sich in den Bund einer Jogginghose stopfen lassen, dann ist wiederum auch schon alles egal. Da macht dann die Jogginghose auch nix mehr.

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