Samstag, 5. November 2016

Sehgewohnheiten

Der Michel ist gerade seinem elterlichen Bildungsauftrag nachgekommen und hat der bezauberndsten Tochter "Highlander" vorgeführt.
Ergebnis: Die Tochter hat nach 40 Minuten das Handtuch geworfen.
Mir wollte auch nicht mehr einfallen, warum ich den mal so richtig gut fand. Das einzige, was heute noch immer punktet, ist die Filmmusik von Queen. Der Rest ist, mit einem Abstand von exakt 30 bzw. 26 Jahren (der Film ist von '86, gesehen hab ich ihn vermutlich so um '90) betrachtet, eher unterdurchschnittlich.
Natürlich sind die heutigen Sehgewohnheiten dran schuld. Ich hatte im Post "Fundstücke" schonmal drüber referenziert.
Aber warum hat mich damals das gnadenlose Overacting nicht gestört? Christopher Lambert, Sean Connery und allen voran Clancy Bron ("Kurgan") grimassieren sich durch den Plot, als wäre Nicolas Cage in sie gefahren.
Dafür wirken die Schwertkämpfe, von ein paar Posereien abgesehen, so steif und behäbig wie Krückstockduelle im Altenheim.
Und die beknackte Story? An keiner Stelle wird schlüssig erklärt, wer die Unsterblichen eigentlich sind oder warum der Highlander zu Beginn gar nicht weiß, dass er einer ist. Und die "Zusammenkunft" - was für ein Quatsch. Aus unbekannten Grund murksen sich alle Unsterblichen gegenseitig ab, um sich die "Kraft" des Toten einzuverleiben. Was diese "Kraft" sein soll, wird auch nicht klar, auch nicht die "unglaublichen Kräfte", über die die Unsterblichen verfügen. Die einzige offensichtliche "Kraft" ist ihre Unsterblichkeit - daran ändert sich auch nichts, wenn der Gegner besiegt ist.
Als der Highlander dann Kurgan besiegt hat und damit der letzte der Mohikaner ist, wird er von  dämon-ähnlichen Fratzen emporgerissen und schreit "ihr habt keine Macht mehr über mich".
Wer denn jetzt? Welche unbekannten Kräfte hatten denn bisher "Macht über ihn"?
Die Siegerprämie ist übrigens, dass der Highlander jetzt altern und sterben "darf". Super. Wenn das das erstrebenswerte Ziel ist, wieso wehren sich die Unsterblichen dann nach Kräften dagegen zu sterben?
Die niedlichen Blitzeffekte und die comichaften Dämonenfratzen waren übrigens 1986 schon albern  (in dem Jahr kam u.a. "Aliens-Die Rückkehr" raus).
Was bleibt also heute von dem einstigen Kultfilm? Die Erinnerung an den Spaß, den man von 30 Jahren beim Anschauen hatte, ein paar nette Momente heute und der Knaller-Dialog: "Hallo, ich bin Candy."-"Natürlich bist du das."

Zumindest weiß ich jetzt, wie Al Bundy sich gefühlt hat, wenn er "Hondo" kucken wollte.
Übrigens: "Eine schrecklich nette Familie" startete 1987.


1 Kommentar:

Ede hat gesagt…

eyh niemals die Helden unserer Jugend hinterfragen...schau mal heute Captain Future und sag mir was das sollte ;-)

Alles hat seine Zeit und meine Kids haben noch nie was gut gefunden, woran ich vor 25 Jahren nen Heidenspass hatte...

Rockn roll auf ewig!