Freitag, 25. Januar 2013

Wo ist mein Jahresrückblick?

Tja, auf obige Frage kann ich nur antworten: Ich hab's versucht. Ehrlich.

Ich hab ein paar Mal angefangen, das vergangene Jahr Revue passieren zu lassen. Nachdem "sogar" der Wunsch-Bundespräsident der Deutschen Günther Jauch mit seinem Jahresrückblick in den Niederungen der Banalität angekommen ist, kann man das Wort "Jahresrückblick" eigentlich kaum noch verwenden, ohne Kloppe zu riskieren.

Zudem übersteigt die Menge an Gülle, die im letzten Jahr produziert worden ist, eindeutig ein rational faßbares Maß:
Die neverending Story von den abkackenden Griechen, Portugiesen, Spaniern, Italienern, Zyprioten usw.
Deutschlands grandiose außenpolitische Schachzüge, Kriegswaffen in Krisengebiete zu liefern, um anschließend den verfeindeten Parteien Geld dafür zu geben, die Waffen nicht zu benutzen, damit sie sich nicht gegenseitig die mit deutschem Geld finanzierte Infrastruktur kaputtschießen.
Der Siegeszug der religiösen Holzköpfe in Nordafrika - aber warum soll es denen anders ergehen als unsereins, wo mehr und mehr einst öffentliche Einrichtungen von Angehörigen antiker Kulte betrieben werden?
Der umfassende Beweis, daß unsere "Sicherheitskräfte" eine  von Nazis unterwanderte Chaotentruppe sind, die mehr Dreck an den Händen haben als die Leute, die sie im Namen der Demokratie ausschnüffeln.
Das Versagen bei der "Energiewende".
Das routinemäßige In-den-Sand-setzen von Großprojekten wie BER zu Lasten der Steuerzahler.
Die nicht enden wollenden Bestrebungen von Politikern, den Bürger unter Generalverdacht zu stellen, um ihm unter dem Deckmantel "Kampf gegen Terrorismus und Kinderpornos" Bürgerrechte wie die Meinungsfreiheit zu beschneiden.

Ich könnte noch ewig so weitermachen, leider. Glatt könnte man darüber zum Zyniker werden, daß der Weltuntergang nun doch noch einmal verschoben werden mußte.
Als einzige positive Meldungen stehen dagegen nur zwei Ereignisse bzw. Personen: der schwangere Hutständer vom Buckingham Palace und (mal wieder) ein Verrückter aus Österreich, der der Welt bewiesen hat, daß Red Bull ein besseres Raumfahrtprogramm hat als die ESA.

Kulturhauptstädte 2012 waren im übrigen Guimarães und Maribor. Hat da einer was von gemerkt? Zumindest von letzterem Städtchen hat man schon mal gehört, z.B. hierbei oder hier.

Bemerkenswert find ich auch, daß 2012 Europäisches Jahr für aktives Altern war. Aktives Altern? Läßt man sich da vom Chirurgen Runzeln ins Gesicht schnitzen? So eine Art Botox-Behandlung, nur rückwärts? Oder wie muß ich mir das vorstellen? Ich für meinen Teil altere lieber passiv, das hab ich einfach mehr Zeit (???).

Erstaunt war ich dann doch über den hundertsten Geburtstag der Biene Maja. Weil Karel Gott und das ZDF ja noch gar nicht so alt sein können. Außerdem haben die Japaner vor hundert Jahren gerade mal angefangen, die ersten Mangas an Höhlenwände zu malen, An Zeichentrick war da ja noch gar nicht zu denken.
Nun stell sich einer meine Überraschung vor, als ich erfuhr, daß es von Biene Maja auch Bücher gibt! Noch verrückter ist aber, daß 1924/25 ein offenbar recht geduldiger Tüftler aus dem Stoff einen Stummfilm mit echten Insekten gebastelt hat. Zur selben Zeit hat ein anderer Österreicher "Mein Kampf" verzapft. Eine verrückte Welt. Die Deutschen hätten besser dran getan, in den darauf folgenden Jahren die Welt mit "Biene Maja"-Aufführungen zu beglücken...

Zurück zu 2012. NAchdem mir der Rückblick nicht so recht von der Hand gehen wollte, dachte ich mir: Versuch's mit einem Blick in die Zukunft.Was hatte ich nicht schon für schöne Fake-Titelseiten im Hinterkopf: Wulff mit knallroter Telefonnummern-Weste und Aussie-Hut im Dschungelcamp, Titel "Wulff nach dem Rauswurf: Seine neue WG". Oder Steinbrück als Kanzlerkandidat, allerdings für die CDU. Oder das hier, auf dem Merkel nach ihrer Polit-Karriere endlich enthüllt, wem sie da jahrelang geheime Zeichen gesendet hat:

All diese schönen Vorhaben scheiterten leider an der heiklen Frage der Bild- und Markenrechte. (Obiges Merkel-Original steht unter Creative Commons Lizenz, Autor ist Armin Linnartz.) Da kann man noch so schöne Parodie-Ideen haben, wenn man keine Abmahnungen riskieren will, muß man Kunst manchmal Kunst sein lassen und auf die Phantasie des Lesers bauen. Oder eben die andern die Gags machen lassen.

So sieht's aus, Folks. Zum Schluß hab ich noch ein paar Fundstücke zusammen getragen, von mir höchstselbst entdeckt und aufbereitet.

Fundstück 1: Ein  Schenkelklopfer aus einen kik-Prospekt, wo sich offenbar ein paar ganz besondere Witzbolde ausgetobt haben. Was man halt so macht, wenn man hauptberuflich Kaffeetassen ablichtet:



Fundstück 2 : Ein Auszug aus einer Amazon-Bewertung. Das kommt davon, wenn man nicht Korrektur liest. Hätte in dem Wortlaut auch eine Rezension für Klopapier sein können:


Fundstück 3: Man stelle sich meine Überraschung vor, als ich folgende Mail in meinem Spam-Ordner entdeckte:

 

 Was kommt als nächstes? Ein Tweet von Elvis? Ein Blog-Kommentar vom echten Paul McCartney?

Fundstück 4: Wieder was von Amazon, diesmal eine Original-Produktbeschreibung:

Obwohl es nach einem neuen Exportschlager der Bundesregierung klingt, handelt es sich hier lediglich um ein Gartenmöbel.
Ein echtes Gefechtsmöbel kann man zum Beispiel hier betrachten.

Fundstück 5: Hier bin ich mal nicht der Original-Entdecker, aber es illustriert sehr schön meine Theorie von der galoppierenden Verblödung der Menschheit:


So, ich hätte zwar noch ein paar mehr in petto, aber die gibt's beim nächsten Mal. Man soll ja schließlich mit seinen Ressourcen haushalten.



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