Mittwoch, 26. August 2009

Werbung für Dummies

Mal wieder sind mir im größten Dorf 3 Plakatkampagnen begegnet, die mir aus verschiedenen Gründen die Augen tränen liessen.

Elite Partner

Um es kurz zu machen: Jegliche Form von Standesdünkel und elitärem Gehabe sind mir ein Gräuel. Nach persönlicher Erfahrung darf ich sagen, daß solches Auftreten á la "ich bin wichtig" bzw. "ich bin wichtiger als andere" nirgendwo so sehr zu Tage tritt wie in Deutschland. Offenbar mögen sich Teile des deutschen Volkes nicht so gern von ihren Herrenmenschen-Phantasien trennen, zumindest unterschwellig, wenn auch die Trennlinien heute subtiler gezogen werden und zwischen anderen Bevölkerungsgruppen verlaufen.
Das nur als Backgroundinfo.

Vor diesem Hintergrund finde ich die Werbung der Partneragentur Elite Partner.de (Slogan: "Akademiker & Singles mit Niveau") zum Würfelhusten. Mir scheint, als würde man hier eine Art Zuchtpool schaffen wollen, um eine versehentliche Vermischung der Schönen & Reichen mit Otto Normalverdiener möglichst zu vermeiden. Eine Art sanfte Eugenik im 21. Jahrhundert. Hier ein Beispiel:


Daher hier mein Gegenentwurf für die deutschlandweit erste (noch fiktive) Partnervermittlung für's Prekariat:

Burger King

Bei der Aktion BKBlack hat Burger King angeblich ahnungslose Passanten in eine komplett abgedunkelte Kalorientankstelle geschleift und sie dort mit Whoppern gefüttert, weil man sich auf den Geschmack konzentrieren solle, hieß es. Soweit ich weiß, hat man wegen ähnlicher Aktionen Guatanamo dicht gemacht, hier geht das ganze als Werbung durch.

Nichtsdestotrotz haben die Versuchskaninchen selbstverständlich den Whopper angeblich am "leckeren Geschmack" erkannt, wobei scheinbar niemand auf naheliegendere Optionen wie "gepreßtes Altöl" und "2 Wochen alter Pizzakarton" gekommen ist. Klar, ist ja schließlich ein Commercial und kein Experiment, wie BK vorgibt.
Einige der Probanden haben angeblich im Dunkeln sogar erkannt, wo sie sich befinden. Nicht weiter schwierig, wenn man genauer drüber nachdenkt. Zum einen hat man ja in Deutschland gerade mal eine 50:50 Rate-Chance, wenn es um groß angelegte Burgerverkostung geht. Zum anderen dürfte der Frittenfettgeruch ein weiterer Wink mit dem Zaunpfahl gewesen sein. Nicht umsonst heißt es, daß sich die anderen Sinne schärfen, wenn man nix mehr sehen kann.

Bleibt nur zu hoffen, daß das Beispiel Schule macht. Denn die optische Diskrepanz zwischen dem, was einem saftig von Plakaten entgegengrinst und dem, was man dann tatsächlich in der Pappschachtel vorfindet, läßt einen häufig wünschen, man wäre blind.

Promi Singles

Danke, Sat1! Kaum ist Spaßbremse Giulia Siegel von den Litfaßsäulen gekratzt, da wird das halbe Dorf mit Plakaten deiner drei angeblich begehrenswerten Partypalmen bepflastert.
Auch wenn bei der Attraktivität ordentlich mit Photoshop nachgeholfen wurde, fällt das für mich unter optische Umweltverschmutzung.
Der zugehörige Slogan "Die nehmen nicht jeden." fordert eine Parodie geradezu heraus. Würde ein "Die nehmen echt jeden." nicht wesentlich mehr Zuschauer anlocken? Geschweige denn ein "Die werden von jedem genommen!", quasi die Ab18-Version der Show? Zumal man damit wohl näher an der Wahrheit wäre, wenn jemand schon bedauernswert genug ist, daß er bzw. sie Sat1 bemühen muß, um mal wieder jemanden zum Bürsten zu finden.
Oder wie wär's zur Abwechslung mal mit Ehrlichkeit, also so etwas wie "Die nimmt doch keiner!" oder das sozialpädagogisch wertvolle und schonungslos offene "Ohne Sat1 kriegen die keinen ab, und auch dann nur Typen, die unbedingt ins Fernsehen wollen."?

Und als würden die Damen als "Drei Engel für Barbie"-Werbeposter nicht schon reichen, gibt's sie auch noch als plakatierte Einzelschicksale. Mir grinste zuletzt eine überdimensionale Frau Nick aus drei Metern Höhe entgegen, unter der versuchsweise wortspielerischen Überschrift "Klappe sucht Herz".
Wäre auch hier nicht "Säge sucht Nerven" treffender gewesen? Oder wenigstens ein "Känguruh sucht Hoden"?

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